Unendliche Stille

Große Angler sollten ihren Leistungen gegenüber gelassen sein, das ist nicht verhandelbar. Wahrscheinlich sollte man alle, die über das Angeln schreiben, disqualifizieren, nur die nicht, die es – so wie Walton, Haig-Brown, Kingsmill-Moore, Aksakow, Plunket-Greene – wie eine Messe zelebrieren. Die meisten Angelautoren wollen uns zeigen, wie viel gescheiter als alle andren sie sind, und haben dadurch ein Atmosphäre von Streit und Wettbewerb geschaffen.“ (Thomas McGuane in Unendliche Stille)

Dem ist kaum etwas hinzuzufügen, außer dass McGuane in die Aufzählung der Autoren ebenso hineingehörte. Ich will es dennoch probieren…

Das Buch ist eine sehr liebevolle und einfühlsame Beschreibung unserer schönsten Leidenschaft in allen ihren Facetten, die sich daraus (vor allem in den USA) ergeben. Ein bisschen neidvoll sieht man die schier unendlichen fliegenfischereilichen Möglichkeiten, die alleine Montana oder gar das gesamte „Big Sky Country“ bieten. Vor allem wenn man gerade vor ein paar Monaten dort gewesen ist und es selbst erlebt hat, dass man mit einer Lizenz um kleines Geld ganze Bundesstaaten oder Nationalparks befischen kann.

Thomas McGuane geht vor allem auch ehrlich mit den Misserfolgen, Schwierigkeiten beziehungsweise der „learning curve“ um und folgt seinem eingangs zitierten Ratschlag, nicht belehrend, den eigenen Erfolg ins Zentrum zu stellen. Er berichtete daher nicht immer nur von Drillorgien, sondern vom gesamten Leben.

Die Charakterisierung von verschiedenen Fliegenfischern, die man an bestimmten Gewässern trifft, ist wirklich voll Sympathie geschrieben, drückt sich aber nicht davor, auch kritische Wesenszüge zu benennen, die aber wohl mit einem Augenzwinkern von den Betroffenen akzeptiert werden können.

Auch eine Vater Sohn Beziehung wird so „im Vorbeigehen“ nicht nur gestriffen, sondern trefflich beschrieben und man erkennt sich in manchem selbst wieder.

Das sind nur ein paar der Dinge, mit denen sich der Autor eben auf einfühlsame Weise und nachdenklich auseinander setzt, indem er sie in Beziehung zum Fischen setzt, die ich hier willkürlich herausgegriffen habe. Das Buch ist voll davon.

Auch bei diesem Buch aus dem Hause Forelle&Äsche Verlag, also von Tankred Rinder herausgegeben, habe ich mich in vielen Geschichten, bestätigt gefunden, dass es eben die kleinen Dinge sind, die unsere Leidenschaft ausmachen und mich gefreut, dass der Autor das auch so sieht!