Holland ist die geilste Stadt der Welt

Holland ist eigentlich genau wie Österreich, nur halt ohne Berge, Sachertorte und Andreas Gabalier. Soweit, so gut. Die Sache mit den Bergen ist allerdings insofern von Belang, als dass ihr Fehlen eine direkte Auswirkung auf die Fischerei hat. Kleine „Bacherl“ sucht man in den Niederlanden nämlich vergebens. Wie auch, wo kein Gefälle ist, da kann auch nix fließen. Der clevere Holländer hat das natürlich schon vor Jahrhunderten erkannt und deswegen die Polder erfunden. Polder? Ganz genau, einen Ploder muss man sich als so eine Art Schützengraben zwischen Kuhwiesen, Deichen und Windmühlen vorstellen, nur halt voll mit Wasser. Da fließt zwar auch nichts, aber dafür stehen da genau die Fische drin, denen eine gepflegte Strömung viel, viel zu anstrengend ist, vor allem Hechte und Barsche natürlich. Und die in großer Zahl. Auf diese Fische hatten wir es abgesehen.

All jenen, die jetzt Fliegenfischerromantik mit selbstgebundenen Ködern und zarten Hans Brunner Steckerln erwarten, sei gesagt, dass der Holländer da maximal ein müdes Lächeln für übrig hat. Holland ist Heavy Metal. Und deswegen pfeffert der Holländer am liebsten Blei durch die Luft. So wurd’s ihm beigebracht und so wird das auch gemacht. Folglich war das GuFi- (geiles Wort), Spinner-, Blinker- und Wobbler-Arsenal gefordert. Ungefähr 100 Kilo davon hat jeder von uns mühsam in den Nord-Osten unseres Nachbarlandes geschleppt, irgendwohin zwischen Makkum, Workum und Kleinbonum.

Bevor wir jetzt aber endlich zum Fischen kommen, müssen wir noch kurz über die Fischereierlaubnis, den sogenannten VisPas, sprechen. Diesen zu bekommen ist wirklich traumhaft simpel. Man geht einfach auf die Webseite des niederländischen Fischereiverbandes und nach ein paar Klicks ist man stolzes Mitglied in irgendeinem Verein und bekommt die vorläufige Erlaubnis für ganz Holland per Mail zugestellt. Der endgültige Schein in Form einer Scheckkarte folgt dann per Post zwei, drei Wochen später. Abschließend ist nur noch die VisPas App runterzuladen. Sie zeigt jedes Gewässer an und gibt Auskunft, ob man da angeln darf oder nicht – in der Regel darf man. Sie ist übrigens für den Fall, dass man kontrolliert wird, zwingend dabei zu haben. Der ganze Spaß kostet für ein komplettes Jahr ganz Holland 35€, also ungefähr genauso viel, wie 2,5 Meter „Bacherl“ in Österreich.

So, nun wisst Ihr, was Ihr braucht: VisPas, Blei und Spinnrute. Jetzt muss nur noch der richtige Fisch an den Haken. Bei unserem ersten Trip Mitte Dezember waren die Bedingungen allerdings alles andere als gut. Stürmig war es, sehr stürmig. Waren wir bisher gewohnt, dass uns bei entsprechendem Wind maximal eine Fliege entgegenkommt, haben wir diesmal nicht schlecht gestaunt, dass einem auch ein zwanzig Gramm GuFi um die Ohren fliegen kann. Aber klar, die Holländer sind ein faires Völkchen, da ist es nur gerecht, dass die Köder auch für den Angler ein gewisses Risiko bergen. Wenn man ehrlich ist, dann waren sie für ¾ der Teilnehmer unserer kleinen Tour sogar gefährlicher als für die Hechte und Barsche selbst. Gerettet hat unsere Ehre natürlich der Frederic. Unser Frederic, wer auch sonst? Ob Rügen, Flachau oder die Eifel, der Mann fängt einfach überall. Fragt mal in Holland nach “de Visser Fred“, da blickt Ihr aber in Ehrfurcht pur. Diesmal hat er einen Hecht erwischt. Ein ganz schöner Brocken von mindestens 200kg, der nicht nur gekonnt gedrillt, sondern auch spielend aus dem Wasser gehoben wurde. Für alle, die leichtsinnigerweise nur mit einem Fliegenkescher anreisen, hier der ultimative Ratschlag: kauft Euch einen anständigen Kescher, am besten aus Kruppstahl! Nach diesem großartigen Schauspiel folgten noch einige Bisse und Drills, allerdings gelang es uns nicht mehr, einen weiteren Fisch zu landen, und das, obwohl wir uns inzwischen den A380 unter den Keschern gekauft hatten. Aber egal, Holland hat auch so eine Menge zu bieten: Frikandel, Kibbeling, lekker Biertje und Backsteinhuizen lassen sogar manchmal Berge, Sachertorte und Andreas Gabalier vergessen. Aber wirklich nur manchmal…