Glücklich ist, wer vergisst…

Es ist lange her, dass ich den Ramingbach befischt habe und besser wäre es, vergessen zu haben, wie es war … leider!

Dieser Bach war zu meiner Studienzeit voll mit Fischen. Er war nie ein Trophäengewässer, keine „Südinsel“ Österreichs, aber ein schönes Wasserl mit einem gesunden Bestand an wilden Regenbogen-, Bachforellen und im unteren Bereich auch Äschen.

Am Karfreitag habe ich seit einigen Jahren den ersten Tag seit langem an diesem schönen Bacherl gefischt, das auch um einen Teil „kürzer“ geworden ist, weil der Nationalpark Kalkalpen die Fischerei aus seinem Gebiet ausgesperrt hat – anders als die Parks in den USA, sind nur andere Gäste erwünscht und die auch nur bedingt.

Wie Ihr auf den Fotos sehen könnt, war es ein Traumtag, perfekte Verhältnisse und die Vorfreude war groß, die Brunner wieder mal in Aktion zu erleben. Leider wurde diese Freude doch dramatisch getrübt, als sich die ersten beiden Stellen als fischleer erwiesen haben und es so weiter gegangen ist. Plätze, an denen man früher mit Leichtigkeit ein paar Fische an die Trockene bekommen hat, haben sich nach vielen Versuchen einen Fisch auf die tief geführte Nymphe abringen lassen. Ich habe den ganze Tag über 5 oder 6 Fische gefangen. Versteht mich nicht falsch: Ich will nicht undankbar sein, da es auch so eine spannende und herausfordernde Fischerei war, die mir auch Freude bereitet hat, aber ich war und bin einfach traurig, was aus diesem Wasser geworden ist. Der riesen Bestand an Sägern, der hohe Otterbestand, die regelmäßigen Kormoraneinfälle, ein dogmatischer, ausländerfeindlicher Nationalpark, der alle Regenbogenforellen gekillt hat und sinnlose Querbauwerke haben einen dramatischen Effekt gehabt. Der einst selbst reproduzierende und ausreichende Fischbestand ist auf 30kg/ha Wasserfläche geschrumpft – oder eher eingebrochen. Trotz Bewirtschaftung mit Brutboxen wird diese Vielzahl an Negativfaktoren wohl nicht zu kompensieren sein. Das stimmt einfach traurig, dass man nun selbst schon bei vielen Gewässern zu denen gehört, die sagen: Früher war alles besser! Vielleicht wäre wirklich glücklicher, wer vergisst? Denn ohne diese Erinnerung hätte ich einen tollen Fischtag erlebt, bei dem die Hoffnung bestanden hätte, dass der mäßige Erfolg am eigenen Unvermögen oder den doch noch sehr niedrigen Wassertemperaturen lag.