An Tagen wie diesen …

… singen die Toten Hosen und das habe ich mir gestern um kurz nach fünf an der Mur auch so gedacht. Dann haben wir noch ewig Zeit…

Aber von Anfang an: ich wollte eigentlich schon am Montag an die Mur fahren, um den Bann doch noch zu brechen und wieder einen dieser traumhaften Fische fangen zu dürfen. Aber der Wetterbericht hat mich dann von der Fahrt abgehalten und das dürfte auch ganz gut gewesen sein. Es war stürmisch, hat ordentlich geschneit und echt saukalt. Sogar fürs Huchenfischen zu besch…nes Wetter.

Aber auch für gestern waren keine Termine im Kalender eingetragen und das Tauwetter schien perfekt zu werden. Michi hatte kurzen Tag in der Schule und eine „Rumpflizenz“ quasi „aufgedrängt“ bekommen. Also waren die Basics klar und dann bin ich eben wieder aufgebrochen, an die Mur. Ein großes Opfer wäre das ohnehin fast nie…

Und gut war es! Ein traumhafter Tag, super Wasserstand, höchstens ein bisserl zu klar, aber sonst einfach top: nicht strahlend sonnig, nicht eisig kalt, sondern leichtes Tauwetter. Huchig eben. Auch sonst war ich bereit: Das Auto hat nun eine Durchreiche, damit man die Ruten nicht zerlegen muss, um sie im Auto zu verstauen, die neue Spinnrute, bestückt mit nagelneuen, handgemachten serbisch/bosnischen Wobblern (danke Miran!!!), lag bereit.

Nach meinem Lieblingsplatzl, dem ich meinen größten Huchen verdanke, das ich in der Früh noch alleine befischt habe, haben Michael und ich uns dann getroffen, um den Tag gemeinsam zu fischen. Von ihm, einem erfahrenen „Local“, durfte ich wieder einmal neue Stellen kennen lernen, die ich alleine wohl nie gefunden hätte. Das zeigt wieder einmal, dass sie schon ein besonderer Fluss ist, diese, unsere Mur. Eine Lebensader, die sich stellenweise noch ihren Wildflusscharakter bewahren durfte und uns daran erinnert, um was es sich doch zu kämpfen lohnt.

Wir haben wirklich intensiv, aber ohne gnadenlose Unrast einige verheißungsvolle Platzln gefischt und sind am Abend an eine weitere tolle Stelle gegangen, die wir dann mit der Spinnrute in die Dämmerung hinein befischt haben. Und als ich schon nicht mehr wirklich dran geglaubt habe, passiert der Biss. Quasi vor den eigenen Füßen hat sich das ganze ereignet. Ihr werdet es vielleicht schon ahnen: auf einen neuen Wobbler ist er gegangen. Es war kein Hühne, aber ein Huchen! Endlich wieder! Ich will gar nicht überlegen, wann ich meinen letzten gefangen habe. Ich sag‘ mal optimistisch, dass er vielleicht 80cm hatte. Also wirklich weit weg von kapital, aber es ist eine riesengroße Freude gewesen, wieder einmal einen König unserer heimischen Salmoniden überlistet zu haben.

Auch wenn es etwas schwülstig oder übertrieben klingt, möchte ich sagen, dass ich froh bin, solche Erlebnisse in Zeiten wie diesen genießen zu dürfen. Das Fischen gibt mir die Chance abzuschalten, raus zu kommen und eine Tätigkeit auszuüben, die einen nicht in Langeweile oder mühsame Grübelei verfallen lässt, sondern Aufmerksamkeit fordert, Geschicklichkeit beim Werfen und paar Schritte zu gehen verlangt. Nein, sicher keine sportliche Ertüchtigung, aber Ablenkung von Corona und sonstigen Sorgen, eine aktive Tätigkeit, die alle Sinne fordert, wodurch man vom dumpfen Grübeln abgehalten wird (außer vielleicht, was man anders machen kann, um doch noch erfolgreich zu sein…), weil eben nicht Warten alleine zum Ziel führt. Und hin und wieder wird das Ganze auch noch mit einem so prachtvollen Fisch, wie einem Huchen gekrönt…

At the end of the day, Lord I pray, I have a life, that‘s good…