Premiere an der Kaisertraun

Eine Ur-Aufführung ist es nicht gewesen, denn einmal hatte ich schon die große Ehre an diesem wunderbaren Wasser eingeladen zu sein. Der wichtigste Unterschied zu diesem ersten Mal: Ich habe nun selber eine Jahreskarte für dieses prachtvolle Wasser und wenn dieser Tag kein völlig untypischer Ausreisser war, dann darf ich mich schon auf jeden weiteren Tag gespannt freuen, den ich dort genießen darf. Für den ersten Tag auf eigene Faust an einem bisher – bis eben auf eine Einladung – unbekannten Revier, war ich nämlich einfach sehr erfolgreich. Auch wenn ich die guten Fische nicht landen konnte, weil ich offenbar noch völlig eingerostet war, habe ich wirkliche Ausnahmefische an den Haken bekommen. Eine der Regenbogen, die ich an die Rute bekommen habe, hatte sicher 60cm, konnte sich aber erfolgreich gegen eine Landung wehren. Auch wenn die Bedingungen mit einem sehr niedrigen Wasserstand, traumhaftem Wetter und daher angenehmen Temperaturen perfekt waren, sind solche Fische nicht an jedem unserer Gewässer möglich, sondern vielmehr die rare Ausnahme. Und das an einem ersten Anlauf zu erleben, lässt die Erwartungen und Hoffnungen natürlich entsprechend steigen.

Aber auch schon die kleineren Fische, die ich überlisten konnte, machten einfach unheimlich große Freude. Keine Besatzdümmlinge sondern wunderschöne und kampfstarke Wildfische konnte ich fangen, die ich sehr gerne wieder freigelassen habe. Wie mir vom Hern Vizepräsidenten berichtet wurde, wird hier seit Jahren kein Besatz mehr eingebracht, sondern auf den natürlichen Nachwuchs gebaut.

Genial ist es dann natürlich auch, wenn man beim Fischen – mitten in der Stadt Ischl – prächtige Forellen über der Laichgrube stehen sieht, die ihrem Trieb der Vermehrung nachgehen und das hoffentlich erfolgreich. Eine sicher an die 50cm große Regenbogen ist direkt über ihrem klar ersichtlichen Bruch gestanden und wurde von den Milchnern „belagert“. Da ich keinen Pol-Filter dabei hatte, habe ich kein gutes Foto davon hinbekommen, aber eine Idee von diesem wunderschönen, leider viel zu selten gewordenen, Anblick bekommt man auch so.

Es war auch einfach fast zu kitschig. Das Postkartenwetter hat die ganze traumhafte Landschaft in wärmenden Sonnenschein getaucht und die umliegenden Berge in strahlendem Weiß erstrahlen lassen. In der Früh bin ich als erster durch den jungfräulichen Schnee ans Wasser gestapft und habe den Fluss sicher an diesem Tag als erster betreten. Trotz der fieberhaften Vorfreude habe ich mich vorerst einmal entspannt auf einen Felsen gesetzt und ein paar Momente die Ruhe und die Schönheit des Gewässers genossen und auf mich wirken lassen. Ich muss gestehen, dass ich bisher einen solchen Tag, zwischen den Jahreszeiten, noch nicht erwischt habe.

Wegen des Laichgeschehens ist es auch noch geboten, das Waten weitgehend zu vermeiden, woran ich mich selbstverständlich gerne gehalten habe. Diese Tatsache, die doch daran hindert, die eine oder andere Stelle völlig effektiv zu befischen, hat mich für die weitere Saison noch optimistischer gestimmt, weil ich eben dennoch so hervorragend gefangen habe. Nur landen sollte ich die Fische halt auch irgendwann mal.

Was ich definitiv verbessern muss, ist die Reissfestigkeit des Vorfachmaterials. Ich weiß nicht wirklich, woran es liegt, aber ich bin derzeit extrem enttäuscht von der Haltbarkeit meines Tippets. Vielleicht werde ich wieder auf klassisches monofiles Material umsteigen und das Fluorcarbon bleiben lassen. Offenbar ist es einfach viel empfindlicher, als das althergebrachte Monfil… Auch der alternative Knoten, den ich an diesem Tag verwendet habe, der Pitzenbauer Knoten, statt des herkömmlichen Clinch, hat keinen erkennbar positiven Effekt gehabt. Dieses Problem hat mich dann leider zwei 50+ Regenbogen gekostet, weil sie einfach abgerissen sind. Das waren eigentlich die einzigen echten Ärgernisse an diesem Tag. Denn wenn eine große Forelle einfach einmal das bessere Ende auf ihrer Seite hat, dann darf man sich nicht ärgern. Das passiert eben immer wieder, aber an einem Knoten oder schlechtem Tippet zu scheitern, ist einfach bitter und besch…..

An diesem Tag konnte ich natürlich noch bei weitem nicht das ganze Revier befischen, sondern habe vermutlich nur die auffälligsten Plätze, die sich schon auf Google Maps aufdrängen und die ich von meinem ersten Ausflug in Erinnerung hatte, angesteuert. Ich freue mich daher jedenfalls schon auf den nächsten Tag an der Kaisertraun, der sich hoffentlich noch ausgeht, bevor die Schneeschmelze mit voller Kraft einsetzt und die Fischerei sicher für einige Zeit unmöglich macht.

Es war alleine schon ein großer Traum, der für mich in Erfüllung gegangen ist, beim Kreuzstein unterhalb von Ischl im Fluss zu stehen und fischen zu dürfen. Es soll mir nie schlechter gehen.