Fische & Flüsse in Gefahr

Ich möchte hier einmal ein Video teilen, das eine traurige Situation unserer Gewässer und noch traurigere Perspektive für die Fische und damit unsere Leidenschaft zeichnet. Leider wird es uns nicht erspart bleiben, uns damit auseinander zu setzen. Manchmal fürchte ich, dass uns nur die Möglichkeit bleibt, die Fließgewässer und die Fischerei an ihnen noch so lange zu genießen, wie noch Reste dieser Schönheiten unserer Natur vorhanden sind.

Leider erlebe ich hautnah, dass sich die Politik für diese Schönheiten unseres Landes nicht oder kaum interessiert, sondern es als angemessenen Kollateralschaden betrachtet, diese schon extrem seltenen Juwele, unsere letzten frei fließenden Gewässer, auf dem Altar der Klimarettung oder für andere goldene Kälber von medial höherem Interesse, zu opfern.

„Huchen-Franz“ macht sich seit Jahren die Mühe, seine Beobachtungen am Wasser zu dokumentieren und immer wieder in kurzen Filmen zu teilen. In diesem Video greift er zwei brennende Themen auf. Einerseits geht es um die Wasserkraft, den Verlust an Lebensraum und die negativen Auswirkungen auf die Bestände rheophiler Fischarten, den sie bedeutet. Andererseits werden die Auswirkungen der Prädation durch den Fischotter auf die Bestände des Huchens dargestellt:

Die Situationsanalyse mag wissenschaftlich und methodisch nicht völlig unangreifbar sein, aber es wird ein Bild gezeichnet, das sich massiv verdichtet, je länger man sich selbst mit den Fischbeständen in unseren Gewässern beschäftigt und nicht nur Dokus über „ökologisches Gleichgewicht“ sieht. Dieses viel zitierte ökologische Gleichgewicht ist meines Erachtens ein Idealzustand, der vielleicht noch auf ferne Wildnisgebiete wie Alaska zutreffen mag, aber in Mitteleuropa eher ein verklärtes Wunschbild darstellt, das zwar gerne beschworen wird, aber nicht mehr existiert. Mit einer massiv anthropogen überformten Natur wie der unseren haben solche Utopien nur mehr sehr bedingt etwas zu tun. Alleine schon die zu geringe Größe von Nationalparks in unseren Breiten bedeutet, dass keine sich selbstregulierenden abgeschlossene Systeme entstehen können. Das ist nicht einmal in einem Yellowstone National Park möglich, der fast so groß wie ganz Oberösterreich ist.

Wie ich bereits angerissen habe, bin ich überzeugt, dass wohl manche studierte Biologen und Ökologen wissenschaftliche Einwände gegen diese Analyse oder diesen Zustandsbericht erheben werden, aber ich muss ehrlich gestehen, dass mir diese methodischen „Spitzfindigkeiten“ nur mehr bedingt relevant scheinen. Am Ende erschöpfen sich die Argumente gegen ein wirksames Management der Prädatoren darin, dass immer weiter alternative Ursachen ins Treffen geführt und neue – meistens immens aufwendige – Beweise verlangt werden, um auch noch so konstruierte Alternativursachen auszuschließen. Eine solche alternative Ursache wird man aber immer finden. Gerade in so komplexen Systemen, wie es Lebensräume eben sind, auch wenn man die betrachtete „Einheit“ relativ klein fasst, wird sich eine einzelne Ursache – mit noch vertretbarem Aufwand – kaum unter Beweis stellen lassen. Ganz abgesehen davon, dass es immer mehrere Ursachen geben wird, die aber eben nicht mehr beseitigt werden können. Das führt dann gleich zum nächsten Thema dieses Films:

Andere werden wiederum mit vielen guten Argumenten die Wasserkraft als alternativlos darstellen. Auch das mag in Teilen durchaus zutreffen, aber es ist am Ende doch abzuwägen, ob man unseren Kindern auch noch die Möglichkeit geben will, einen zumindest teilweise naturbelassenen Fluss zu sehen, oder ob man sich damit abfindet, dass man lange Flüge in Kauf nehmen wird müssen, um so etwas noch sehen zu dürfen. Vor allem in Zeiten wie diesen scheint die Politik bereit zu sein, die letzten Kleinode unserer Gewässer auf dem Altar der Rettung des Weltklimas zu opfern. Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir kommen immer die Tränen, wenn ich an die oberösterreichische Enns denke, die mittlerweile eine einzige Staukette ist. Die Steiermark ist auf dem besten Weg, die Mur, die der letzte Fluss dieser Art in Österreich ist, einem vergleichbaren Schicksal auszuliefern.

Österreich hat heute bereits einen Ausbaugrad der Wasserkraft von über 70 Prozent erreicht (Quelle: Mythos Wasserkraft-Glorifizierung und Wirklichkeit, WWF Österreich). In Oberösterreich werden derzeit ca. 80% des technisch ausbaubaren Potentials der Wasserkraft genutzt (Quelle: https://www.energieag.at/Themen/Energie-fuer-Sie/Kraftwerke/Wasserkraftwerke#).

Salopp formuliert: Es ist einfach nicht mehr viel über. Es gibt nur mehr sehr wenige Strecken, in denen große Fließgewässer ihren Namen noch verdienen, also noch frei fließen dürfen.

Ich hoffe dennoch, dass wir vielleicht durch stetige Überzeugungsarbeit auch bei den relevanten Entscheidungsträgern ein Bewusstsein fördern können, dass wir beim Ausbau der Wasserkraft langsam Grenzen erreichen, bei denen sich die Frage stellt, ob wir wirklich 100% eines Lebensraumtyps in unserem Land beseitigen wollen.