Otter vs. Huchen

Ich darf Euch hier auf einen topaktuellen Artikel von Clemens Ratschan hinweisen, der – leider – auch meinen Beobachtungen voll entspricht: Verletzungen von Huchen (Hucho hucho) durch Fischotter (Lutra lutra) – ein Zielkonflikt beim Schutz zweier FFH-Arten?

Auch das Foto zu diesem Beitrag, das meinen größten Huchen zeigt, bildet realtiv sicher eine Verletzung dieses Fisches durch einen Otter an der Rückenflosse ab.

Ich hoffe, dass derartige, wirklich sehr objektive Beobachtungen dazu führen, dass die meines Erachtens zwingenden Schlüsse daraus auch einmal in konkreten Maßnahmen münden.

Hier der Link zum Artikel:

Injuries of Danube Salmon (Hucho hucho) – a conservation conflict with Eurasian Otters (Lutra lutra)?

Der Artikel ist auch in Österreichs Fischerei erschienen und natürlich ist „nur“ das Abstract in Englisch gehalten.

Meinen eigenen Senf muss ich natürlich auch noch dazu geben:

Einmal ein großes Dankeschön an den Autor, dass er diesen Artikel geschrieben hat. Ich finde ihn wissenschaftlich hervorragend aufgearbeitet und meine folgenden Anmerkungen betreffen lediglich Nuancen, die ich ein bisschen anders sehe. Ich will mich nicht auf ein Niveau begeben, das es anderen Naturschützern, die ihre Prioritäten anders setzen, ermöglicht, inhaltlich zutreffende Fakten, einfach weg zu wischen, weil man nicht sachlich und damit unangreifbar argumentiert hat. Ich denke aber dennoch, dass die von C.R. gesammelten Daten doch klarere Schlüsse zulassen, ohne sich angreifbar zu machen.

Für mich liest sich vor allem das Resümee nach den erschreckenden Ergebnissen, nach Darstellung der Faktenlage so, dass man am Ende nichts sagen kann und weiter schauen muss, was passiert. Ich finde es wissenschaftlich nicht angreifbar, wenn man nach dem ehrlichen Statement „ein zweifelsfreier, wissenschaftlicher Nachweis, dass fischfressende Tiere einen dominanten Gefährdungsfaktor für diese Huchenpopulationen darstellen, ist grundsätzlich schwer möglich – dazu wären aufwändige, kaum realisierbare Freilandexperimente notwendig“ dennoch eine klarere Aussage dazu getroffen hätte, dass die Wahrscheinlichkeiten auch ohne diesen „unwiderleglichen“ Beweis (den es nie geben wird) relativ klare Prognosen erlauben. Hier würde auch – zumindest vor einem unabhängigen, zivilen Gericht, wo ich mich öfter bewege – die Erfahrung eines Sachverständigen als Beweisgrundlage reichen.

Darum dreht sich meines Erachtens die gesamte Diskussion immer im Kreis, weil alternative Ursachen behauptet werden, die in vielen Bereichen nicht einmal im Ansatz nachgewiesen oder empirisch belegt sind oder eben nicht zu ändern sind. Für die eher offensichtlichen Ursachen eines Bestandsrückgangs werden aber immer unwiderlegliche, objektive Beweise gefordert, die es – wie C.R. völlig zutreffend schreibt – aber niemals geben wird können.

Daher wird leider in vielen Fällen gewartet, bis die Schäden tatsächlich und unwiderbringlich eingetreten sind.

Weitere Wasserkraftwerke, die Erhaltung des Huchens (oder anderer reophiler Wildfischbestände) UND uneingeschränkter Schutz der Prädatoren – das geht sich sicher nicht aus.

Ich weiß, dass das vielleicht ein bisschen schwarzseherisch ist, aber viel Positives fällt mir derzeit zu diesen Themenkomplexen kaum ein.