Huchen für Tageskartler

Es wurden doch bereits einige Artikel zum Thema Huchenfischen mit der Fliege geschrieben, aber ich möchte dieses „Projekt“ einmal von einer etwas anderen Seite betrachten. Ich habe, seit ich mit dem Huchenfischen begonnen habe, eine knapp zweistellige Zahl an Huchen fangen können, also im Schnitt pro Jahr einen. Bis auf einen alle mit dem Streamer und der Fliegenrute. Jetzt werden sich viele (nicht völlig zu unrecht) denken, was will mir einer erklären, der gerade mal so um die 10 Huchen in seinem Leben gefangen hat. Nun, das ist eben so eine Sache, die ich eingangs meinte: Für Huchenfischer wie mich braucht es eine etwas andere Herangehensweise an dieses Thema, als ich sie den meisten Publikationen bisher entnehmen konnte. Das will ich kurz erläutern: Ich kenne viele Huchenfischer, die deutlich erfolgreicher als ich waren oder sind. Diese Huchenfanatiker kann man ein bisschen typisieren: Oft sind das „Locals“, die nach der Arbeit je nach Bedingungen auch für ein paar Stunden an ein halbwegs ordentliches Revier fahren können. Wenn es eben passt! Dann gibt es noch andere Typen, die einfach nur diese eine Leidenschaft haben und jede freie Minute investieren, um Huchenfischen zu gehen (meist Singles…). Dann gibt es noch eine dritte Kategorie Huchenfreaks, die einfach genug Kleingeld hat, um sich die exklusivsten Reviere, oft samt Guides leisten zu können, wo man alleine wegen des Befischungsdrucks (oder dessen Fehlens) erfolgreicher ist. Die drei Typen gibt es natürlich in allen möglichen Kombinationen und Schattierungen … zwangsläufig!

Und dann gibt es eben auch Leute wie mich (oder vermutlich die meisten Leser), die zwar auch Freaks sind, aber das (Luxus-)Problem haben, auch mit der Ehefrau Skifahren gehen zu wollen, zum guten Huchenrevier mindestens 3h fahren zu müssen und das ganze irgendwie unter einen Hut mit dem Job, also Urlaubsmöglichkeiten etc., bringen sollen… Spontan bei guten Bedingungen aufzubrechen, ist daher eher nicht möglich. Man kann die Rahmenbedingungen so zusammenfassen: Man hat wohl maximal 5-6 Tage (zwei verlängerte Wochenenden) pro Saison, die man sich nehmen kann, um Huchenfischen zu gehen. Man muss diese Wochenenden im Vorhinein planen und Termine festlegen (oder mit der Frau „verhandeln“). Spontane Reaktionen auf die Wetterlage, den Wasserstand oder den Luftdruck sind daher nahezu unmöglich. Und dann steht man am Fluss, bei -20°, niedrigstem Wasserstand, das Wasser „clear as gin“ und strahlendem Sonnenschein; es gehen einem die Ratschläge durch den Kopf, die man eben aus Zeitschriften oder von Freunden in Erinnerung hat: Es sollte Temperaturen um die 3° plus haben, bedeckten Himmel, leicht angestaubtes, erhöhtes Wasser, Tiefdrucklage, am besten Niederschlag und so weiter…

Soll man sich da wieder ins Auto setzen und heimfahren oder macht es doch noch Sinn, es zu versuchen? Ich denke klar: Ja, sicher!

Man sollte nur ein paar Grundregeln einhalten, von denen ich hier ein paar aufzeigen möchte. Ich gebe aber gleich zu, dass diese Regeln teilweise widersprüchlich klingen und daher nie als der Weisheit letzter Schluss zu betrachten sind. Ich räume genauso ein, dass ich bei der einen oder anderen dieser Regeln auch selbst schon Gegenteiliges erlebt habe. Im Großen und Ganzen glaube ich aber daran. An eine Lösung des Rätsels Huchen glaube ich nämlich beim besten Willen nicht.

Fangen wir mit dem Equipment an. Dazu kann ich nur sagen: Keep it simple! Ich fische im Wesentlichen ein Streamermuster, das ich selbst so simpel wie möglich auf einen Einzelhaken 6/0 binde und an die vorkommenden Beutefische anpasse. Ist das hauptsächliche Nahrungsangebot die Äsche, dann nehme ich ein helles, fast weißes Muster. Kommen auch Näsling und Aitel (Döbel) vor, dann wird man gedecktere Farben fischen. Ein Muster für den Abend in schwarz ist auch in der Box und Schluss! Wenn Sie selber binden, dann packen Sie alles an Beschwerung ins vordere Hakendrittel, was Sie finden und gerade noch werfen können.

Das führt uns zur Rute: Verwenden Sie zum Fischen auf Huchen eine Rute der Klasse 9-10 oder besser gesagt zum Werfen der Streamer. Verwenden Sie nur dann eine Zweihand- oder Switchrute, wenn Sie versiert im Handling der Leine sind oder gerne einen Schnurkorb verwenden. Da man mit schlechtem Handling der Zweihandrute (oder eigentlich der Schnur) mehr Huchen vergrämt, als man glauben würde, bin ich wieder bei der Einhandrute zwischen 9 und 10ft gelandet. Auch der Vorteil des eleganten Wasserwurfs kann mit der Zweihand nicht genützt werden, weil man keinen kleinen Intruder wirft, sondern einen 15cm langen Huchenstreamer…

Verwenden Sie eine WF Schnur mit schnell sinkender Spitze und keinen Schusskopf. Ich finde, dass man sich mit dem Schusskopf den klaren Vorteil einer dezenten Präsentation – buchstäblich – verhaut. Gerade bei Niedrigwasser ist möglichst dezentes Präsentieren von Vorteil. Auch beim Huchenfischen müssen Sie meistens nicht 25m weit werfen, sondern es reichen 10-15m.

Wenn wir mit dem Streamer fischen, suchen wir – ein bisschen im Gegensatz zu den „spinnenden“ Kollegen – einen aktiven Fisch, der gerade raubt. Mit einer normalen Sinktip Leine kann man nur sehr bedingt auf einen ruhenden Fisch im 4 Meter tiefen Pool fischen. Ich finde aber, man muss die Grenzen des Fliegenfischens akzeptieren. Auch wenn Ihnen der (sicher kundige) Gerätehändler einreden will, er hätte ein Schusskopfsystem, mit dem Sie auch bei halbwegs rascher Strömung vier Meter tief fischen können und das Sie auch in beengtesten Verhältnissen noch werfen können, das aber letztlich aus einem metrigen Schusskopf, also einem Stahlseil und einer Runningline besteht, dann wird meines Erachtens nicht mehr mit der Fliege gefischt, sondern man sollte ehrlich und entspannt die Spinnrute zur Hand nehmen!

Das führt mich zum nächsten Punkt, der Technik oder Strategie: Ich werfe schräg zur Fließrichtung, manchmal sogar stromauf, um Tiefe zu gewinnen (auch der raubende Huchen steht nicht 20cm unter der Wasseroberfläche) und fische den klassischen Wetfly-Swing. Strippen Sie den Streamer auch konzentriert wieder ein, da er dabei auch schon mal genommen wird.

Konzentrieren Sie sich nicht nur auf die klassischen tiefen Gumpen. Ein raubender Fisch steht auch gerne mal oberhalb oder unterhalb in schnellerem Wasser (oder daneben und pendelt raus). Wenn Sie das Wasser schon ein bisschen kennen, womöglich aus der Forellensaison, dann befischen Sie die Standplätze der anzunehmenden Beutefische. Vor allem steigende Äschen sind ein gutes Zeichen, das man auch im Winter hin und wieder sehen oder aus Erfahrung einschätzen können wird.

Verbeißen Sie sich generell nicht in einzelne Plätze, denn ein oder zwei Würfe alle Meter reichen. Wurf-Schritt-Wurf. Ein raubender Huchen ist nicht leicht zu finden, aber aggressiv und kommt Ihrem Streamer auch ein Stück entgegen. Vergrämt ist er aber sehr rasch. Daher ist es besser Strecke zu machen, als einen vielversprechenden Platz mit unzähligen Würfen zu beackern.

Waten Sie sehr vorsichtig! Ich habe zwar eine Wathose an, weil ich im Winter nicht riskieren will, zu schöpfen, aber ich würde sie meistens nicht brauchen. Mehr als über die Knie wate ich nur ganz ausnahmsweise. Auch in diesem Wasser kann ein Huchen stehen!

Vergessen Sie die Regeln, dass der Huchen nur bei bedecktem Wetter, 3° plus, Schneefall und leicht eingetrübtem Wasser zu fangen ist. Darauf können wir in unserer geschilderten Ausgangslage nicht eingehen und es stimmt auch nur zum Teil. Wenn ein Huchen Hunger hat, dann auch bei Sonnenschein!

Dennoch: Bei der Planung Ihrer Reise – die viele Leser ja sicher von noch weiter weg antreten müssen, als ich – rate ich Ihnen, wenn irgendwie machbar, lieber zwei verlängerte Wochenenden ins Auge zu fassen, als eine ganze Woche. Dann haben Sie mit höherer Wahrscheinlichkeit verschiedene Wetterlagen. Für die eigene Motivation und die Hoffnung ist das sicher nicht ganz unwichtig.

Machen Sie keine langen Pausen! Gehen Sie nicht lange Mittagessen! Im Winter ist der Tag kurz und mit einem ausgiebigen Frühstück, einer Brotzeit und einem Bier am Wasser (oder der Würstelbude) halten Sie das durch. Vor Sonnenaufgang ans Wasser, dann zum Frühstück, danach fischen – wenn erlaubt – bis nach Sonnenuntergang. Dazu eine kleine Warnung: Wenn Sie bei Dunkelheit fischen, wählen Sie einen Spot aus, den Sie schon kennen und der nicht allzu schwer zu bewaten ist. Sicherheit geht doch vor!

Nehmen Sie aber auch Spaziergänge oder längere Wanderungen auf sich. Je weiter Sie von den ausgetrampelten Pfaden wegkommen, desto höher sind die Chancen. Sie können sich diese Möglichkeiten schon im Vorfeld auf Google Earth ansehen und ein bisschen planen. Das Auto in Sichtweite zu haben, ist zwar praktisch, aber nicht gerade eine Erfolgsgarantie.

Wenn Sie an ein Wasser fahren, das einen guten Äschenbestand hat und die Äsche noch offen ist (was oft der Fall sein wird), lassen Sie das Äschenzeug trotzdem daheim! Das lenkt ab und ich habe schon mehrfach alle Vorsätze vergessen, wenn ich im Jänner steigende Äschen gesehen habe und die Huchenrute weggelegt… Aber gerade dann können auch die Huchen aktiv auf der Suche sein!

Fischen Sie, wenn möglich zu zweit! Geteiltes Leid ist halbes Leid. Auch wenn das die Zeitschrift FliegenFischen ist, rate ich Ihnen doch, soweit erlaubt, eine passende Spinnrute mit zu haben. Es gibt in jedem Revier sehr gute Stellen, die Sie mit der Fliege nicht sinnvoll befischen können (außer vielleicht mit dem Drahtseil…). Da ist dann gegen einen Gummifisch nichts einzuwenden. Ich habe es mit Freunden oft so gehalten, dass der Fliegenruten-Mann vorgehen darf und danach der „Spinner“ durchgeht. Am nächsten Spot wird dann gewechselt. Lieber einen Huchen auf Gummifisch, als gar keinen!

Worauf kommt es meiner Erfahrung nach zusammenfassend an: Vertrauen und Durchhaltevermögen! Vertrauen ins Material und den Streamer. Auch eine hohe Frustrationstoleranz wird Ihnen abverlangt werden, aber am Ende kann Ihnen doch die Belohnung eines wunderbaren Huchens auf Streamer winken! Als meine Frau mein erstes Foto von mir mit einem Huchen gesehen hat, meinte sie nur lakonisch: „So hast Du mich noch nie angelacht!“