Honeymoon mit Fliegenrute

Ich habe es kaum fassen können, dass ich nun verheiratet war! Eine Beziehung habe ich lange geführt, also hat sich faktisch nicht so viel verändert, aber seit September letzten Jahres trage ich ihn, den einen Ring, „sie alle zu binden“… Aber weil ich geprüft, bevor ich mich ewig gebunden habe, darf ich einen Bericht übers Fliegenfischen auf der Hochzeitsreise nach Südafrika schreiben!

Die gesamte Reise war einfach ein Traum und ich kann jedem nur raten, dieses wunderschöne Land zu bereisen. Fliegenfischen auf Salmoniden ist nicht das erste, was mir ursprünglich zu Südafrika eingefallen wäre, sondern nach Safaris und den „Big Five“ hätte ich eher an Yellow- oder Tigerfish gedacht. Aber überall, wo die Engländer waren, sind letztlich offenbar Salmoniden gelandet und das hatte ich auch noch aus einer schon ewig alten Ausgabe des FliegenFischen in Erinnerung. Also habe ich mich im Netz auf die Suche begeben und die „Cape Piscatorial Society“ gefunden, die einige wunderschöne Salmonidenreviere bewirtschaftet, die von Kapstadt oder dem Weingebiet relativ leicht erreichbar sind. Einer dieser Bergbäche ist der Elandspad River, den ich befischt habe.

Anfangs hatte ich noch vor, eines der Gewässer der „Society“ auf eigene Faust zu befischen, habe aber zum Glück letztlich doch in einem Flyshop in Kapstadt via Email nach einem Guide gefragt und es wurde mir Tim Rolston empfohlen. Er hat mich dann in meinem Hotel nahe Stellenbosch abgeholt und am Abend wieder abgeliefert. Auch für alles, was dazwischen lag, wurde perfekt gesorgt. Ich hätte ohne ihn vermutlich einmal den halben Tag nach dem Fischwasser gesucht, bevor ich zum Fischen gekommen wäre.

Wir fuhren in der Früh von meiner Unterkunft in Stellenbosch ungefähr 45 Minuten ans Wasser und sind, nachdem wir den Huguenot Tunnel durchquert hatten, in eine andere Welt, die „Du Toitskloof Mountains“, abgetaucht. Die Trockenheit des Weingebiets, die durch schon jahrelang ausbleibende Niederschläge ziemlich bedrückende Ausmaße angenommen hatte, wich einem für Südafrika sehr grünen Tal. Nach einem Fußmarsch von ungefähr 30 Minuten dem Bach entlang bis zu unserem Beat, den ich ohne ortskundige Hilfe nie gefunden hätte, standen wir an oder in einem glasklaren Bach, voll mit Bach- und Regenbogenforellen. Wet Wading reicht völlig, weil es ausreichend warm war und eine 3er Rute mit Schwimmschnur war perfekt. Diesen Tip hatte Tim mir natürlich schon zuvor per Mail gegeben und ich hatte daher das korrekte Equipment dabei.

Die Fischerei gestaltete sich äußerst spannend und herausfordernd. Die Fische waren allesamt sehr scheu und man hatte maximal eine Chance. Wenn man die entsprechend nützte und sauber präsentierte, dann sind die Fische aber gerne und bereitwillig an die Oberfläche gekommen, um die Trockene zu nehmen. Wobei – ganz stimmt das nicht. Wir haben bemerkt, dass die Trockene manchmal verweigert wurde, worauf Tim mit einer kleinen Nassfliege reagierte, die er als Springer an mein Vorfach montierte. Diese Naßfliege, kurz unter der Wasseroberfläche angeboten, hat dann meine meisten Kontakte gebracht. Ich muss allerdings zugeben, dass ich mich bis zum Schluss nicht völlig darauf einstellen konnte, zwei Fliegen am Vorfach zu haben. Ich habe daher viele Bisse einfach verschlafen, weil ich stur die Trockene beobachtet habe und völlig auf die dahinter befindliche Nassfliege vergessen habe. Zu meiner Ehrenrettung darf ich aber sagen, dass ich dennoch ein paar der echt schönen Wildfische gefangen habe, die alle zwischen 20 und 30cm lagen. Die Fischerei war für mich deutlich anders, als ich es von daheim gewohnt bin, wo ich eher größere Flüsse befische. Auch in den kleinen Gebirgsbächen meiner Heimat sind die Fische eher weniger scheu. Hier hatte man sozusagen eine Pocketwaterfischerei, bei der die Drift perfekt, die Vorfächer extrem dünn und die Fliegen sehr klein sein mussten. Auch werferisch riet Tim zu einem ungewohnten Stil, den Arbeitswinkel so zu verlagern, dass zuerst die Fliegen die Wasseroberfläche berühren sollten, um eine bessere Drift zu erreichen.

Aber auch ohne Trophyforellen war es ein traumhaftes Erlebnis, in dieser völlig anderen Landschaft, unter ständiger Beobachtung von neugierigen Baboons, dieses schöne Gewässer zu befischen.

Nach Auskunft meines Guides Tim gibt es zwar auch an diesem Bach Forellen um die 50cm, aber diese Ausnahmefische sind sehr selten und extrem „well educated“.

Die Gewässer der Cape Piscatorial Society sind in Beats aufgeteilt, um sicher zu stellen, dass immer nur zwei Fischer pro Tag und Beat unterwegs sind. Man sollte daher rechtzeitig reservieren, vor allem wenn man an Wochenenden fischen will. Der Beat 3 des Elandspad River, den ich an diesem Tag befischt habe, war ungefähr 1,2 km lang. Das klingt überschaubar, aber an einem vollen Tag haben wir es nicht geschafft, die gesamte Strecke abzufischen, weil man wirklich jeden kleinen Holding-Spot mit ein oder zwei Würfen befischen sollte – und davon gibt es viele. Da das Fliegenfischen in den letzten Jahren in Südafrika offenbar einen großen Aufschwung genommen hat, wurde auf Catch&Release umgestellt, um die Bestände nicht zu übernützen. Die Saison erstreckt sich vom 01. September bis 31. Mai und liegt damit in der besten Reisezeit für das wunderschöne Südafrika.

Ich möchte klar sagen, dass die Gewässer der Piscatorial Society in Südafrika keine Destination ausmachen, die ich Ihnen empfehlen würde, wenn Sie eine Fischerreise planen, aber es gibt einfach sehr viele andere Gründe, dieses wunderschöne Land zu bereisen (Safaris und Wein, um nur die bekanntesten zu nennen…). Ist eine solche Reise geplant, dann sollte man schon bei der „vorgesetzten Dienststelle“ anfragen, ob man nicht vielleicht auch den einen oder anderen Tag unserer schönsten Leidenschaft nachgehen kann. Das kann man in Südafrika eben sehr gut und voller Genuss machen!