Wollt‘ ich zum Augenblicke sagen…

Wieder einmal habe ich es geschafft, zwei Tage aus der Kanzlei zu flüchten und an die Mur zu fahren, um mich mit meinem guten Freund Bernhard zu treffen, mit dem ich auf den König unserer Flüsse fischen wollte. Eigentlich wollten wir an der Mur fischen, haben aber bemerken müssen, dass die Temperatur von -10° doch ein bisschen zu mühsam war. Es sind hauptsächlich Eisschollen den Fluss herunter getrieben und nach der ersten halben Stunde war mein Streamer stocksteif gefroren. Von den Rutenringen rede ich gar nicht. Auch im Wasser ist der Streamer dann nicht mehr aufgetaut, was die Fängigkeit mangels Spiel doch eher eingeschränkt hat… Daher haben wir uns spontan entschlossen, die Sulm zu versuchen, die doch tiefer liegt und daher nicht schockgefroren war. Es war für mich ein völlig neues Erlebnis in Sichtweite von Weinbergen in einem kleinen Fluss zu stehen und auf Huchen zu fischen. Aber seht selbst, wie reizvoll diese Fischerei war, auch wenn der Erfolg sich nicht eingestellt hat. Es hat sich dabei wieder einmal bewahrheitet, dass das Wissen um das Wasser, an dem man fischt, vor allem beim Huchenfischen das entscheidende Kriterium für Erfolg und Misserfolg ist – für uns beide war die Sulm in diesem Bereich Neuland. Beim nächsten mal Sulm machen wir es hoffentlich besser…

Nach einem freundschaftlichen und daher wunderschönen Tag haben wir uns getrennt, weil leider aus vereinspolitischen Gründen keine Möglichkeit mehr bestand, weiter gemeinsam zu fischen. Ich habe mich noch am Abend dieses Tages Richtung Mur zurück begeben und mein Quartier in der Nähe des Flusses bezogen – alles in der Hoffnung, meinen Schnitzer von vor zwei Wochen wieder ausbügeln zu können. Aber es war mir doch klar, dass man mit einem Biss eines großen Huchens pro Saison eigentlich sehr zufrieden sein sollte. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt – vor allem beim Huchenfischen.

Ich habe mich daher am nächsten Tag – völlig gegen meine Langschläfernatur – mitten in der Nacht aus dem Bett gequält und stand um 07:00 Uhr an der besagten Stelle (für andere, echte Huchenfischer vermutlich Mittagszeit). Ich habe sie nach allen Regeln der Kunst befischt und die Streamer getauscht, sobald sie zu sehr eingefroren waren, weil um diese Zeit die Temperatur trotz angesagter Warmfront immer noch deutlich unter dem Gefrierpunkt lag… nichts! Danach bin ich frustriert in meine Unterkunft frühstücken gegangen, um zumindest einen vollen Magen zu haben, wenn ich mich weiter erfolglos durch den Tag schleppen würde.

Während des Frühstücks habe ich natürlich bereits sinniert, wo ich den Tag fortsetzen würde und habe an die vielen Stellen gedacht, die dieses wunderbare Revier bietet. Erst kurz vor dem Aufbruch habe ich dann die Idee oder Eingebung gehabt, die Stelle der Niederlage noch einmal zu fischen… und was soll ich sagen, Petri Heil war mit mir! Ich habe meinen größten Huchen überhaupt gefangen. Mit der Fliegenrute, einhand… Wollt‘ ich zum Augeblicke sagen: verweile doch, du bist so schön!

Danach hatte ich den entspanntesten Fischtag auf Huchen, den man sich vorstellen kann und durfte am Ende eine wunderbare Fahrt durch das wunderschöne obere Murtal genießen, um mit meiner süßen Frau das Wochenende skifahren zu gehen.

Was kann man sich Schöneres wünschen?

Wollt‘ ich zum Augenblicke sagen…