Totgeschlagen wird höchstens die Zeit!

Ich stelle gleich eingangs klar, dass ich generelles Catch & Release nicht unterstütze, sondern für eine maßvolle und nachhaltige Nutzung von Wildfischbeständen eintrete! Es muss möglich sein, – davon bin ich überzeugt – dass für jedes Revier, das noch natürliche Reproduktion ermöglicht, auch Regelungen gefunden werden können, um damit das Auslangen zu finden und dennoch eine wunderbare Fischerei zu erleben, die eben für mich auch eine rücksichtsvolle Entnahme einschließt.

Das führt mich aber wieder zu meinen Erlebnissen in der letzten Zeit an „meiner“ Traun. Ich habe zwar nicht viele Fische gefangen, keine Drillorgien abgefeiert, wie Ihr in meinen letzten Posts nachlesen konntet, aber fast jeden Tag habe ich zumindest ein oder zwei Fische gefangen. Ich habe so schöne Stunden wie in den letzten Tagen und Wochen schon lange nicht mehr an der Traun erlebt. Und es waren tolle Fische, die mich mit ihrer Schönheit, Kraft und Eleganz begeistert haben. Es waren tolle Äschen und wirklich hervorragende Regenbogen, die ich mit meinem Freund Andi fangen konnte. 30cm Fische haben gekämpft wie 50cm Besatzidioten! Wahrscheinlich war auch der eine oder andere Besatzfisch dabei, der gegen jede Erkenntnis der Wissenschaft den Winter überlebt hat, aber die meisten Fische hätte ich klar als Wildfische beurteilt. Makellose Flossen, keine eigenartigen Färbungen und einfach tolle Kondition.

Gerade an einem Revier wie der Traun, ist das eine doch eher überraschende Erfahrung, da wir diesen wunderbaren Fluß nicht gerade mit wasserbaulichen Samthandschuhen angefasst haben und dem ein gerüttelt Maß an Degradierung widerfahren ist. Insbesondere unser Revier hat durch das letzte große Kraftwerksprojekt in Lambach vor ca. 25 Jahren massiv gelitten. Aber es geht dennoch was! Auch wirklich zahlreiche Brut konnte man in diesen Tagen beobachten, die auch für das kommende Jahr Gutes erhoffen lässt.

Ich würde mich sehr freuen, wenn das von meinen Vereinskollegen zum Anlass genommen würde, wenigstens den Besatz abzuwarten, um sich die Kühltruhen wieder zu füllen und diese wunderbaren Kraftpakete, diese Silberbarren, diese Traun-Steelheads, zu schonen und eher den Besatzfischen eines überzubraten, um sie dann zu braten.

Wir haben an unserem Revier sicher einen Vorteil, dass die Alm dort mündet, die sicher hervorragendes Laichareal bildet und auch im Sommer die Wassertemperatur der Traun etwas mindert. Ebenso vermute ich, dass der massive Bestand an Barben, die wirklich Myriaden an Nachkommen produzieren, eine gewisse Verteilung des Fraßdrucks bewirkt, sodass anders als zum Beispiel an einer Steyr, nicht der gesamte Fraßdruck alleine auf den Salmonidenbeständen lastet – ganz zu schweigen von einem unfassbaren Fangerlebnis einer Barbe auf einer 5er oder 6er Rute!

Ihr seht, ich komme wieder einmal ins Schwärmen, aber ich war echt begeistert von den letzten Tagen an der Traun, an meiner Traun und den wunderbaren Wildfischen, die ich fangen konnte.

Ich wundere mich dabei aber oft, dass viele unserer Zunftkollegen diesen Unterschied nicht zu schätzen wissen und nicht bereit sind, sich bei der Entnahme zu beschränken, um diese letzten Schätze unserer Fließgewässer zu schonen. Ich habe es jedenfalls die letzten Male nicht geschafft, einem dieser Fische den Priest über den Schädel zu ziehen. Darum habe ich auch die Überschrift gewählt: Totgeschlagen wird hier maximal die Zeit [(c)Leander Fischer in seinem Siegertext zum Ingeborg Bachmann Preis 2019: „Nymphenverzeichnis Muster Nummer eins Goldkopf“].