Im Dutzend billiger…

Wenn man – wie ich – nach dieser Devise beim Kauf seiner Fliegen lebt und dann auch noch von der paranoiden Vorstellung geplagt wird, dass man am Wasser das EINE Muster, das gerade geht, nur einmal mit hat. Um einen herum findet ein Massensteigen statt und DIE Fliege bleibt beim Rückwurf unerreichbar in den Ästen eines Baumes hängen. Dann wacht man zum Glück schweißgebadet auf, geht aber zum Computer und bestellt einige Muster nach… Oder setzt sich an den Bindestock, um zur Produktion zu schreiten… Im Dutzend sind sie meistens billiger und erst die Serienproduktion bringt wirklich zufriedenstellende Ergebnisse. Aber am Wichtigsten ist: Man ist auf der sicheren Seite. Bäume und andere Hindernisse gibt es ja überall und in der Hitze des Gefechts, wenn der Abendsprung einsetzt, erwischt man ja auch mit schlafwandlerischer Sicherheit den einzigen, gerade mal meterhohen Sprössling, der weit und breit in realistischer Wurfreichweite war. Wenn man seinen Angstzuständen auf die oben kurz umrissene Weise begegnet, steht man regelmäßig vor einem Problem wie dem meinen: Viele kleine Dosen mit Mustern, im Dutzend, je Größe und Farbe natürlich (!!!) liegen in der Gerätekiste, im Auto oder in der Kanzlei herum. Obwohl man ohnehin immer wieder eine Dose kauft, quellen sie über und die Dosen gehen nicht einmal mehr in den größten Slingpack, den der Markt hergibt, hinein. Man bräuchte eher einen 50 Liter Trekking Rucksack, um alles unterzubringen… ohne Jause und Getränke…

Kleine Lieferung (eigentlich nur der Rückstand der eigentlichen Hauptlieferung)

Alle paar Jahre, habe ich dann einen Anfall und kaufe ein neue Dose. Mit dem festen Vorsatz, mich zu bessern. Eine Dose muss ja reichen! Man denkt an seine Anfänge, in denen man mit 14 Probleme hatte, eine Dose ausreichend zu füllen und man hat eigentlich auch nicht schlechter gefangen. Oder zumindest nicht wegen fehlender Muster. Bis heute (heute war wieder einmal der große Tag) habe ich überlegt und nachgedacht, welche Muster denn meine „Essentials“ sind… Am Ende – sind wir uns ehrlich – kommen wir mit den Mustern in unserem Flypatch oder dem Schaffell an der Weste auch immer noch einen ganzen Tag aus. Hand aufs Herz: Wie viele Muster fischt Ihr regelmäßig? 5? 10? 15? Ich glaube, 15 ist schon eine sehr hohe Schätzung. Ja, jedes Jahr kommen zwei dazu und zwei fallen raus, aus meinen Top-Ten. Aber an sich bleibt die Zahl konstant, würde ich meinen.

Und so bin ich, ohne dass meine Überlegungen zu einem sinnvollen oder durchführbaren Ergebnis gekommen wären, heute vor meinem Fundus gesessen. Vor allem Davids musterhafte Vorbereitungen haben mein schlechtes Gewissen noch verstärkt, auch weil die Dose für das Projekt bereits mehrere Monate bei mir jungfräulich herum liegt.

Der Ausgangspunkt…

Ich habe auf meinem Foto nachgezählt, es sind 10 Dosen verschiedener Größe, die nur meine Trockenfliegen und Nymphen sowie einige wenige Nassfliegen enthalten. Nicht dabei sind da die Streamer und „Großnymphen“. Die unzähligen Plastikschachteln, die meine zahllosen Bestellungen enthalten, die ich nicht mehr in eine Dose unterbringen konnte, habe ich aus Selbstschutzgründen nicht gezählt. Und die wollte ich auf eine Dose konzentrieren. Ich hatte unzählige Vorgehensweisen und Verfahren überlegt, wie ich vorgehen wollte. Letztlich habe ich beschlossen, immer fünf von einem Muster, in einer Größe zu nehmen, damit meine Alpträume nicht wahr werden, aber eben auch einige Muster in meine Dose gehen.

Das Ziel…

Die ertse Idee, meine Dosen neu zu organisieren und keine neue Dose zu kaufen, habe ich nach eingehender Überlegungszeit von ca. 0,5 Sekunden als völlige Utopie, weil zu aufwendig abgetan und verworfen. Auch der Plan, die Muster genau nach Größe und Farbe geordnet zu abzuzählen, ist letztlich eher zu einer überschlagsartigen Schätzung geworden, nachdem ich bemerken musst, dass bereits in der bisherigen Dose, die einzelnen Größen eines Musters schon aufgrund Platzmangels in gemeinsame Fächer gepackt worden waren.

Und so bin ich jetzt – neben meiner Frau und GNTM – (dennoch) sicher zwei Stunden gesessen und habe hin und her überlegt, habe ein Muster eingeordnet, aber kurze Zeit später durch ein anderes ersetzt. Habe ich mich gewundert, was ich alles in den Boxen hatte, von dem ich lange schon nichts mehr wusste… Habe Muster in die Hand genommen, bei denen mir wunderbare Fische eingefallen sind, die darauf hinein gefallen sind. Wenigstens bei diesen war die Entscheidung nicht schwierig. Habe mich gefragt, warum man mehrere Muster hat, die nahezu ident sind, von denen man aber dennoch fix überzeugt ist, dass man sie alle braucht. Habe mir Situationen in Erinnerung gerufen, in denen alles nichts geholfen hat. In denen die Fische gestiegen sind und Verhöhnung des Feindes betrieben haben, indem sie gefühlt alles genommen haben, nur nicht das Ding am Ende meines Vorfachs.

Das Ergebnis – ein Kompromiss mit mir selbst

Und falls jetzt jemand hoffen sollte, dass ich Euch eine Lösung anbiete, dann ist er entweder blutiger Anfänger oder ein bisschen naiv! Ich bin jetzt schon wieder unzufrieden! Ich denke jetzt schon an Situationen, in denen ich sicher nicht die richtige Fliege dabei haben werde und in denen das Auto zu weit weg ist. Ich habe mich schon die ganze Zeit selbst belogen, indem ich schon vor Beginn meines Projekts beschlossen hatte, dass Streamer und große Nymphen ein eigenes Thema sind. Ich bin jetzt schon dabei, zu überlegen, ob man nicht gewässerspezifische Dosen anlegen sollte? Oder doch eine für Köcher- und eine für Eintagsfliegen? Was ist dann mit der Steinfliege? Terrestrials?

Zum Glück wird uns nicht fad und den Händlern von Bindematerial und Fliegen werden die Kunden nicht ausgehen…