Norwegen 2010 – Lågen und Glomma

Norwegen 2010

 

Nach unserer ersten Reise nach Norwegen waren wir vom Virus Norwegen befallen und haben für das Jahr 2010 erneut eine Reise ins Land des fast unbegrenzten Fliegenfischens geplant. Ein paar Eindrücke dieser Reise darf ich hier wieder schildern:

Nach endlosen Beratungen und Überlegungen via email zwischen Lukas und mir, haben wir beschlossen, nicht mehr nach Atna zu fahren, sondern die Reise in zwei Teile zu splitten. Die ersten drei Tage verbrachten wir am Lågen in der Nähe der Ortschaft Ringebu bzw. Hunsdrop. Die weiteren drei Tage wollten wir wieder an der Glomma verbringen, haben uns diesmal aber für die Strecken rund um Kvennan zwischen den Orten Tynset und Tolga entschieden. Wie sich zum Glück gezeigt hat, waren diese Entscheidungen goldrichtig, denn wir haben eine wunderschöne Fischerei erlebt.

Dieses Jahr haben wir uns entschlossen gemeinsam mit dem Auto anzureisen und sind dann nach 26-stündiger Fahrt – eher streichfähig – in Ringebu angekommen. Vor allem die Geschwindigkeitsbeschränkungen in Norwegen und Schweden sind nach einer ohnehin schon langen Fahrt mehr als lähmend und geben einem das Gefühl, nie ans Ziel zu kommen. Man kriecht mit gefühlten 50 km/h über die Autobahn – wie sich hier unsere Deutschen Freunde fühlen, die ja andere Geschwindigkeiten gewohnt sind, will ich gar nicht wissen.

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Auf der Fähre …
Nach Schweden
Auf dem Weg nach Schweden…
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Unsere Hütte

Aber sei’s drum – wir sind gut in Ringebu, das ungefähr 80km nördlich von Lilehammer liegt, angekommen und haben am nächsten Tag unter der bewährten Führung von Anders Strömvall den Lågen erkundet. Dieser Fluss fließt eigentlich parallel zur Glomma Richtung Süden und ist eigentlich eher unbekannt unter Fliegenfischern in Zentraleuropa, obwohl er auch ein sehr lohnendes Ziel für uns darstellte. Der Lågen ist ein sehr mächtiges Gewässer, in dem sich eher rasch fließende Passagen und sehr langsame, fast stehende Bereiche abwechseln. Die große Breite macht es an vielen Stellen unabdingbar mit einem Boot ausgerüstet zu sein, um die guten Stellen, die teilweise auf Inseln liegen, zu erreichen. Die etwas milchige Färbung des Wassers des Lågen ist der Tatsache geschuldet, dass er Gletschergebiete entwässert, was aber der Beißfreude der Äschen und Forellen keinen Abbruch tut! Der Lågen ist ein klassischer Äschenfluss und das Vorkommen muss gigantisch sein, wenn man bedenkt, dass trotz der enormen Größe des Flusses das Finden der Fische kein großes Problem darstellt. Wenn die Äschen gerade aktiv sind, dann sind sie auch fast überall zu fangen.

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Vor der ersten Ausfahrt

Während unseres Aufenthalts Anfang August waren die Fische auf schwarze Fliege „eingeschossen“, die ähnlich wie unsere Hagedornfliege aussieht aber am Thorax einen roten Fleck hat. Diese fielen scheinbar in Massen ins Wasser und jeder Fisch, den wir entnahmen hatte unzählige diese Fliegen im Magen. Wir haben leider kein wirklich exakt passendes Muster gefunden, aber eine kleine CDC Steinfliegen Imitation hat bei mir doch recht passabel gefangen. Leider blieben uns auch dieses Jahr die großen Äschen versagt und die meisten Fische blieben so um die 35 cm – einige wenige maßen 40cm oder knapp darüber. Wahrscheinlich war das auf die Selektivität auf die besagten Fliegen zurückzuführen und die großen Fische haben einfach diese nicht ganz passenden Imitationen verweigert.

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Lagerfeuer am Ufer des Lågen
Äsche aus dem Lagen

Die ursprüngliche Flusslandschaft und das teilweise traumhafte Wetter haben aber das Ausbleiben einer echt großen „Lady of the Stream“ mehr als wett gemacht. Außerdem waren auch wirklich viele Fische zu fangen und es fand nahezu jeden Abend ein atemberaubender Abendsprung statt, der seinesgleichen sucht. Auch die ganze Atmosphäre mit zwei Freunden, mit denen man sich gut versteht und Anders, der auch mittlerweile zumindest ein guter Bekannter geworden ist, war eine tolle Sache. Die frisch gefangenen Fische gleich am Wasser über dem offenen Feuer zu grillen und mit einem guten Bier zu verspeisen, war auch ein Erlebnis der besonderen Art – und Äsche schmeckt zumindest mir einfach hervorragend.

Nach drei wunderschönen Tagen am Lågen sind wir dann aufgebrochen, um nach Kvennan zu fahren und an der Glomma zu fischen.

Es gibt dort neben der Fly-Only Strecke auch noch andere Reviere, für die Lizenzen erhältlich sind. Für den ersten – nur mehr halben Tag haben wir uns eine Lizenz für die Tolga Zone gekauft, die aber eher eine Enttäuschung war, weil strukturarm und schwierig zu befischen. Wir haben dort – um der Wahrheit die Ehre zu geben – nur sehr marginale „Erfolge“ von einigen Mini-Bachforellen verzeichnen können.

Unterhalb, also stromab der Tolga Zone beginnt die Eidfossen Zone, die sich viel interessanter präsentierte und ihren Namen vom Wasserfall oder Stromschnelle Eidfossen erhalten hat. In dieser Zone befand sich auch unser Campingplatz, Kvennan Camping. Wir haben daher noch eine Lizenz für die Strecke gelöst, um den Abend dort ausklingen zu lassen. Die Lizenzen – und das ist echt praktisch – können einfach per sms bestellt werden und können dann bequem von daheim per Überweisung bezahlt werden. Und tatsächlich hat Roger unterhalb der großen Stromschnelle in einem tiefen Pool die größte Äsche der Woche gefangen, die ca. 45 cm maß.

Roger mit Äsche

Am Tag darauf haben wir die Fly-Only Zone gebucht, die zweifellos die schönste im dortigen Gebiet ist und wo wir auch recht erfolgreich waren. Man musste allerdings recht fein fischen (0,14 ging, besser war 0,12 – 0,10 hatten wir nicht dabei) und nahezu perfekt anbieten, sonst wurde die Fliege gnadenlos verweigert. Wir hatten doch den Eindruck, dass die Fly-Only Strecke recht stark befischt wird und daher die Fische schon „well educated“ schienen. Aber auch hier war eine schöne Fischerei zu erleben, mit vielen Fischen – jedoch die ganz große Äsche blieb uns leider versagt. Die viel zitierten Ausnahmefische sind einfach auch an den norwegischen Flüssen, wie der Ausdruck schon sagt, die Ausnahme.

Die Fly Only Zone

Den letzten Tag vor unserer Heimreise haben wir dann noch einen wunderschönen Tag an der Eidfossenzone verbracht und uns an einem riesen Pool unterhalb der Schnellen in die dort steigenden Äschen „verbissen“. Es war wirklich ein herrlicher Tag. Die Fische stiegen anfangs selektiv auf eine kleine Eintagsfliegen und nahmen nur ein bestimmtes Parachute Muster (nur eines unserer Muster…). Nach einiger Zeit wurde aber auch dieses wiederum verweigert. Es fand ein Schlupf von kleinen Needleflies statt, auf die die Äschen dann bevorzugt stiegen. Auch hier hat wieder meine kleine CDC Steinfliege recht gut funktioniert. Im Übrigen war es auch ganz einfach meine Art der Fischerei – weite Würfe in Richtung der tiefen Rinnen am gegenüberliegenden Prallhang brachten wunderbare Stiege und auch den einen oder anderen Fisch. Es war natürlich bei Schnurlängen von teilweise ca. 30m nicht leicht einen Anschlag auch „durch zu bringen“ und dieser Tatsache waren zahlreiche Fischerverluste geschuldet. Aber jene Fische, die man dann erfolgreich landen konnte, bereiteten dafür eine umso größere Freude. Hier waren alle Fertigkeiten eines Fliegenfischers gefragt und der Erfolg war alles andere als sicher.

Nach dem Eidfossen

Wir ließen dann diesen wunderbaren Tag noch an unserem Lagerfeuer vor unserer Hütte ausklingen, brauchten unsere restlichen Weißwein und Biervorräte auf, um am nächsten Tag Richtung Schweden aufzubrechen. Es war wieder eine wunderbare Woche vollen atemberaubender Eindrücke und traumhafter Flüsse. Über meinen Ausflug zum Lachsfischen in Schweden auf der Heimreise breite ich aber den Mantel des Schweigens…

Skit Fiske,
Hans

Nähere Infos unter: www.kvennan.com

Galerie Norwegen 2010